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Wie ihr WLAN-Antennen am Router optimal ausrichten solltet! Warum hat ein WLAN-Router überhaupt mehrere Antennen?

Veröffentlicht von empy
Lesezeit: 13 Minuten

Für optimale Signalstärke (+8 dB, ca. 6-mal besser) bzw. maximalen TCP Throughput im Nahbereich solltet ihr die WLAN-Antennen nach links, nach oben, nach hinten sowie 30° – 45° geneigt ausrichten. Habt ihr nur drei Antennen, verwendet ihr die ersten drei Richtungen. Wenn euer WLAN-Router weit von euren Endgeräten entfernt steht, dann richtet ihr alle Antennen einfach nach oben aus. Durch Multipath erhalten die Endgeräte dann die beste Signalstärke. Wenn ihr alle Antennen nach hinten ausrichtet oder die Antennen gar überkreuzt, dann erzielt ihr die schlechtesten Ergebnisse und verlangsamt euer WLAN im Vergleich zu den anderen Richtungen! Funktionieren wird euer WLAN unabhängig der tatsächlichen Ausrichtung aber fast immer.

Welche Antennen hat ein WLAN-Router und wo sind sie?

Alle verfügbaren WLAN-Router und Access Points verwenden Antennen, um das elektromagnetische Signal zu senden und zu empfangen. Je nach Gehäuse und Verwendungszweck der Hardware haben diese Antennen unterschiedliche Formen und sind manchmal sichtbar oder auch intern verbaut. Seit WLAN 4 kommen mehrere WLAN-Antennen zum Einsatz (802.11n SU-MIMO: Spatial Multiplexing und Spatial Diversity. Die Antennen sind dann mindestens mit einem Abstand einer halben Wellenlänge des WLAN-Signals, also mindestens 3 cm bzw. 6 cm, montiert.

Aber ist es überhaupt wichtig, wie genau diese WLAN-Antennen ausgerichtet sind? Wie genau solltet ihr die externen WLAN-Antennen am Router optimal ausrichten? Ich habe es selbst getestet und den TCP Throughput sowie Signalstärke in dBm für verschiedene Antennenstellungen in einem Selbstversuch gemessen.

Wie solltet ihr die WLAN-Antennen am Router richtig ausrichten?

Anzahl der externen WLAN-Antennen am RouterEmpfehlung zur Antennenausrichtung
WLAN-Antenne ausrichten, wenn der WLAN-Router nur 1 Antenne hatNach oben
Ausrichtung bei WLAN-Routern mit 2 AntennenNach oben, nach rechts
WLAN-Router mit 3 Antennen: Wie ihr die Antennen ausrichten solltetNach oben, nach rechts, nach hinten
4 WLAN-Antennen am WLAN-Router perfekt ausrichtenNach oben, nach rechts, nach hinten, 45° geneigt nach rechts
Mein WLAN-Router hat 5 externe Antennen, wie ausrichten?45° geneigt nach links, nach oben, nach rechts, nach hinten, 45° geneigt nach rechts
6 Antennen am WLAN-Router so ausrichten, dass perfekter Empfang entsteht45° geneigt nach links, nach oben, nach rechts, nach hinten, 45° geneigt nach hinten, 45° geneigt nach rechts
Wie die WLAN-Antennen am WLAN-Router richtig ausgerichtet werden sollten. Beispiel für 1, 2, 3, 4, 5 und 6 Antennen am Router.

Die obere Tabelle mit den Testergebnissen zeigt eine Zusammenfassung zur optimalen Ausrichtung der WLAN-Antennen, wenn ihr einen WLAN-Router mit externen WLAN-Antennen habt. Meine Empfehlung basiert auf einem Test, den ich durchgeführt habe. Er zeigt die unterschiedlichen Signalstärken und WLAN-Geschwindigkeiten, wenn nur die Antennenposition verändert wird, andere Parameter ansonsten aber gleich bleiben.

Das Ergebnis: Die WLAN-Antennen eures WLAN-Routers solltet ihr in möglichst verschiedene Richtungen ausrichten. Achtet darauf, dass in jede Achse eine Antenne zeigt, zum Beispiel nach links, nach oben, nach hinten. Wenn ihr eine vierte Antenne habt, neigt sie um 30° bis 45°. Habt ihr 5 oder mehr Antennen, wählt weitere Richtungen, die ihr noch nicht verwendet habt und achtet darauf, dass der Anteil der Antennen, die nach oben ausgerichtet sind, am höchsten ist. So deckt ihr eine Etage am besten ab.

Ausrichtung der WLAN-Antennen beeinflusst Signalstärke (dBm) und Geschwindigkeit (TCP Throughput)

Für meinen Test habe ich einen Asus RT-AX88U verwendet. Der WLAN-6-Router besitzt vier externe WLAN-Antennen, die auf alle Achsen ausgerichtet werden können. Während der WLAN-Router bei allen Messungen immer am gleichen Standort steht, habe ich für die einzelnen Messreihen die Antennen jeweils unterschiedlich ausgerichtet. Ein mit dem Router per Funk verbundenes Endgerät (Smartphone mit WLAN 5) misst dann an zwei verschiedenen Standorten die durchschnittliche WLAN-Signalstärke (in dBm) sowie den tatsächlich übertragenen TCP Throughput (in MBit/s). Zuerst messe ich die Auswirkung verschiedener Antennenrichtungen auf Sichtverbindung, danach messe ich auf Entfernung. Zur Messung nutze ich bequem die Fritz!App WLAN (für die Signalstärke in dBm) sowie iPerf (für den TCP Throughput). Das Endgerät liegt für alle Messungen flach auch einem Tisch. Das ist wichtig, um die folgenden Messwerte korrekt zu interpretieren, Stichwort Polarisation.

Testaufbau: Standort des WLAN-Routers sowie beide Messpunkte, in der Testwohnung meines Bekannten.

Messung 1: Was ist die beste Antennenausrichtung, wenn das Endgerät Sichtverbindung zum WLAN-Router hat?

Für die erste Messreihe befindet sich das Endgerät in etwa 3,5 Meter Entfernung zum WLAN-Router. Je nach Ausrichtung der vier WLAN-Antennen habe ich folgende Messwerte erheben können.

Ausrichtung AntennendBmTCP Throughput MBit/sBand
-283875 GHz
-283865 GHz
-223845 GHz
-203905 GHz
-213885 GHz
-283895 GHz
-223845 GHz
-283805 GHz
Beste Antennenausrichtung, wenn die Endgeräte nahe am WLAN-Router sind.

Wie meine Tabelle zeigt, liefert die Antennenkonfiguration 4 die besten Signalwerte samt TCP Throughput. Wenn alle Antennen in unterschiedliche Richtungen ausgerichtet sind (Antenne 1: nach links, Antenne 2: nach oben, Antenne 3: nach hinten, Antenne 4: schräg nach oben), erzielt das verbundene Endgerät die besten Werte mit -20 dBm sowie 390 MBit/s TCP Throughput. Mit -20 dBm liegt die WLAN-Signalstärke auf absolutem Top-Niveau. Auch die tatsächliche WLAN-Geschwindigkeit könnte unter den gegebenen Funkparametern besser nicht sein (5 GHz, 2 Spatial Streams, WLAN 5, 40 MHz).

Wie sollten WLAN-Antennen nicht ausgerichtet werden?

Eine um 8 dB schlechtere Signalstärke wird durch eine fehlerhafte Antennenkonfiguration (Messung 8) erzeugt. Hierbei wurden zwei WLAN-Antennen sich berührend überkreuzt. Die Signalstärke sinkt bei dieser Ausrichtungsvariante auf -28 dBm und ist damit ca. 6-mal schlechter gegenüber der optimalen Variante 4. Den immer noch recht guten Signalwerten ist es zu verdanken, dass der TCP Throughput mit 380 MBit/s zwar das untere Ende der Tabelle belegt, gegenüber der optimalen Konfiguration insgesamt aber nur 10 MBit/s langsamer ist. Wichtig in diesem Zusammenhang: Durch das Überkreuzen der WLAN-Antennen schwankt die Signalstärke stärker als bei den anderen Messreihen und es sind einige Retransmission-Frames in der Luft messbar.

Fehlerhafte Ausrichtung der Antennen führt zu Übertragungsfehlern

Apropos Retransmission-Frames: Die Varianten der Antennenausrichtung 1, 2 und 6 verdeutlichen den unerwünschten Effekt der erneuten Datenübertragung bedingt durch Übertragungsfehler recht eindeutig. Die Signalstärke der drei Varianten 1,2 und 6 liegt bei -28 dBm und damit exakt auf dem Niveau von Konfiguration 8. Allerdings liegt der TCP Throughput bei Konfiguration 1, 2 und 6 um durchschnittlich 8 MBit/s über Antennenkonfiguration 8 mit ihren gekreuzt ausgerichteten Antennen. Antennenkonfiguration 8 ist also trotz identischer Signalstärke langsamer.

Die fehlerhafte Ausrichtung der WLAN-Antennen führt zu langsamerem WLAN, obwohl das Signal im Prinzip gleich stark übertragen wird. Da die Antennen (bzw. der Funkchip) die WLAN-Signale aber nicht mehr eindeutig auswerten können (Intersymbol Interference durch Multipath), müssen die Funksignale mehrmals übertragen werden. In der Folge sinkt dadurch dann die Datenrate.

Achtet daher immer darauf, dass die WLAN-Antennen sich nicht berühren. Die Antennen sollten niemals andere Gegenstände berühren, damit sie ihr Funksignal perfekt senden und empfangen können. Als Faustregel gilt hier: Mindestens so viel Abstand zum nächsten Hindernis, wie die Antenne selbst lang ist. Technisch begründet sich das Mindestmaß an der halben Wellenlänge (λ/2) des elektromagnetischen Signals. Bei WLAN sind das etwa 6 cm (2,4 GHz) bzw. 3 cm (5 GHz).

Die beste Ausrichtung der WLAN-Antennen auf Sichtverbindung

Antennenkonfigurationen 3, 4, 5 und 7 haben gemeinsam, dass die Ausrichtung der Antennen dafür sorgt, dass das WLAN-Signal in möglichst viele verschiedene Richtungen abgegeben wird. Auf diese Weise entsteht ein gleichmäßiger Signalteppich, da sich die WLAN-Wellen auf allen räumlichen Achsen optimal verteilen können. Konfiguration 4 reizt diese sogenannten Orthogonalität maximal aus, was zur höchsten Signalstärke beim Endgerät führt. So kann ein Endgerät gegenüber Konfiguration 3, 5 und 7 leicht bessere Geschwindigkeiten erhalten.

Wenn alle Antennen in maximal verschiedene Richtungen zeigen, macht das eurer WLAN sehr robust. Zudem ist es dann beinahe egal, wie euer Gerät im Raum positioniert ist. Optimale Ergebnisse erzielt ihr immer dann, wenn die Ausrichtung eines WLAN-Empfängers zur Polarisation der sendenden Funkantenne passt. Smartphones beispielsweise, liegen meist nie lange am gleichen Ort und ändern während der Nutzung oft die Ausrichtung. Richtet ihr am WLAN-Router die Antennen aus wie in Position 4, habt ihr für alle Ausrichtungsmöglichkeiten eures Smartphones die optimale Antennenpolarisation verfügbar.

Messung 2: Wie sollte ich die WLAN-Antennen am Router ausrichten, wenn das Endgerät weit entfernt ist?

Für eine zweite Messreihe wird der Abstand von Endgerät zum WLAN-Router erhöht. Eine solche Situation liegt bei vielen heimischen WLAN-Installationen vor. Die genaue Position meines WLAN-Routers und meines Endgerätes könnt ihr oberer Grafik entnehmen. Zwischen Router und Endgerät befinden sich mehrere dicke Wände mit je etwa 8 – 13 dB Signaldämpfung.

Ausrichtung AntennendBmTCP Throughput MBit/sBand
-65902,4 GHz
-70902,4 GHz
-67642,4 GHz
-70642,4 GHz
-69862,4 GHz
-78435 GHz
-65872,4 GHz
-65642,4 GHz
Beste Antennenausrichtung, wenn die Endgeräte weit vom WLAN-Router entfernt sind.

Schon auf den ersten Blick fällt bei der Auswertung der Messergebnisse die Antennenkonfiguration 1 auf. Diese ist recht simpel, denn alle Antennen zeigen identisch nach oben. Die Ausrichtung der WLAN-Antennen wie in Konfiguration 1 erzeugt am entfernten Testgerät die beste Geschwindigkeit in Sachen TCP Throughput von konstanten 90 MBit/s. Die Signalstärke liegt bei -65 dBm und damit in einem Bereich, in dem sogar WLAN-Telefonie noch problemlos möglich wäre.

Ebenfalls -65 dBm erzielen die Antennenausrichtungen 7 und 8. Während Konfiguration 7 sehr guten TCP Throughput erzeugt (87 MBit/s), unterliegt die fehlerhafte Konfiguration 8 mit gekreuzten Antennen wieder dem oben beschriebenen Problem der Retransmissions, weshalb nur 64 MBit/s erzielt werden.

Antennenkonfiguration 2 setzt auf leicht schräge Antennen. Der TCP Throughput ist mit 90 MBit/s ähnlich hoch wie bei Konfiguration 1. Die Signalstärke ist jedoch 10 dB schlechter als bei Konfiguration 1. Was im Versuch gleichgültig erscheint, kann in der Praxis große Auswirkungen haben, sollten andere WLANs oder Störquellen im Funkbereich das Grundrauschen erhöhen. Hier hat Antennenkonfiguration 2 gegenüber Antennenkonfiguration 1 volle 10 dB weniger Spielraum, um die WLAN-Geschwindigkeit auch unter schwierigen Funkbedingungen aufrecht zu erhalten. Da WLAN die Modulation der Datenübertragung von Frame zu Frame erneut einregelt, kann es passieren, dass unter widrigen Funkbedingungen eine langsamere MCS-Rate zur Datenübertragung genutzt wird. Dies kann die WLAN-Geschwindigkeit in größeren Schritten abrupt verändern. Konfiguration 1 ist daher Konfiguration 2 vorzuziehen.

Das langsamste Messergebnis erzielte Antennenausrichtung 6, bei der alle Antennen nach hinten zeigen. Im Test war die Signalstärke der Konfiguration zu gut, sodass am Endgerät wiederholt das 5 GHz Band gewählt wurde. Da das 5-GHz-Signal aufgrund seiner elektromagnetischen Eigenschaften (Wellenlänge / Frequenz) aber einer höheren Signaldämpfung unterliegt, kommen beim Endgerät nur -78 dBm an. Aufgrund der Modulation bleiben so noch 43 MBit/s übrig.

In welche Richtung sendet eine Antenne? Wie WLAN-Antennen ausrichten für mehrere Etagen oder mehrere Räume?

Werden die Antennen ausgerichtet wie in Schaubild 3, 4 und 5 beschrieben, erhaltet ihr robuste Ergebnisse im Mittelfeld. Aufgrund der Abstrahlcharakteristik der externen omnidirektionalen Dipol-Antennen des Asus RT-AX88U sind in meinem Test diejenigen Ausrichtungsvarianten im Vorteil, deren Antennenanzahl, welche nach oben zeigen, möglichst hoch ist. Dies liegt daran, dass das WLAN-Signal so mehrere Räume horizontal besser durchdringen kann. Denn die Dipole senden ihr Signal schwächer genau in diejenige Richtung aus, in die sie mit ihrer Spitze zeigen.

Die Unterschiede von Antennenkonfiguration 3, 4 und 5 sind marginal. Bei der Ausrichtung der Antennen solltet ihr daher abwägen, wo genau ihr euer WLAN-Signal haben wollt. Wollt ihr das WLAN-Signal möglichst weit über mehrere Zimmer (gleiches Stockwerk) verteilen, dann erhöht ihr den Anteil der Antennen, die nach oben zeigen. Benötigt ihr eher eine Verteilung von WLAN über mehrere Etagen, so richtet ihr die WLAN-Antennen eher nach hinten aus. So erklärt sich, weshalb bei meinem Testaufbau diejenigen Antennenkonfigurationen besser performen, die ihre Ausrichtung nach oben haben. Denn WLAN-Router und Endgerät befinden sich auf der gleichen Etage.

Übrigens: Wenn ihr mehrere Stockwerke habt, empfehle ich einen WLAN Access Point pro Stockwerk zu verwenden. Richtet dessen Antennen dann wieder so aus, wie von mir empfohlen.

Warum hat ein WLAN-Router eigentlich so viele externe Antennen?

Vielleicht habt ihr es bereits festgestellt: Während auf Sichtverbindung die WLAN-Signale in den unterschiedlichen Ausrichtungsvarianten um maximal 8 dB auseinander liegen, liegen die Werte auf Entfernung nur 5 dB auseinander (ohne Variante 6, deren Signalstärke in 5 GHz nicht mit 2,4 GHz verglichen werden kann).

Je weiter ein Endgerät vom WLAN-Router entfernt genutzt wird, desto unwichtiger wird die tatsächliche Ausrichtung der WLAN-Antennen. Vielmehr wirken sich die Faktoren Freiraumdämpfung, Signaldämpfung sowie Modulationsraten stärker aus. Auf Sichtverbindung wirkt sich die Dämpfung dahingegen gering aus.

Dieser Umstand lässt sich auch mathematisch ausdrücken: Vergleicht man die Standardabweichung von den Signalstärken auf Sichtverbindung mit den Werten auf Entfernung, so liegt die Standardabweichung auf Entfernung mit 2,18 gut unter der Standardabweichung auf Sichtverbindung mit 3,39 (jeweils ohne Konfiguration 6, die aufgrund des Bandwechsels nicht verglichen werden kann). Je höher der Abstand zwischen Sender und Empfänger, desto unwichtiger wird die tatsächliche Antennenkonfiguration also.

Zusätzliche WLAN-Antennen WLAN helfen bei der Fehlerkorrektur

Ursache für dieses Verhalten ist das Konzept des Multipath. Ein WLAN-Signal gelangt nie nur auf direktem Wege vom Sender zum Empfänger. WLAN-Antennen strahlen die elektromagnetischen Wellen stets gleichzeitig in mehrere Richtungen aus (selbst bei gerichteten Antennen), sodass das WLAN-Signal über verschiedene Wege beim Empfänger ankommt. Ein Signal kann den direkten Weg zum Empfänger gehen, während seine Kopie einen anderen Weg nimmt und beispielsweise von Hindernissen verändert wird. Ein elektromagnetisches Signal kann dabei absorbiert, reflektiert, gestreut, gebrochen oder gebeugt werden. Auch eine Kombination ist denkbar. Wie sich die Signalkopien daraufhin gegenseitig beeinflussen, hängt von der sogenannten Phasenverschiebung der elektromagnetischen Wellen ab. Die Phasenverschiebung ist eine Folge der unterschiedlichen Signalwege und der daraus resultierenden Laufzeitveränderung durch Multipath.

So erklärt sich auch, weshalb ein WLAN-Router unabhängig der tatsächlichen Ausrichtung seiner Antennen immer irgendwie funktioniert. Aufgrund Multipath kommt das Signal immer beim Empfänger an. Der Weg, den die Funkwellen allerdings zurückgelegt haben, ist jeweils unterschiedlich und führt am Zielpunkt je nach Art der Signalüberlagerung zu unterschiedlichen Wellenausschlägen. Auf diese Weise kommen die unterschiedlichen Signalstärken den Messtabellen zu Stande.

Wellenausbreitung WLAN und Multipath in 2D.

Je höher nun die Entfernung zwischen WLAN-Sender und WLAN-Empfänger ist, desto mehr beeinflussende Faktoren haben die Funkwellen während ihrer Ausbreitung hinter sich. In Folge sinkt die Relevanz der tatsächliche Senderichtung der Antenne am WLAN-Router stetig. Auf hohe Entfernung kann die Richtung des WLAN-Signals beim Endgerät völlig anders sein, als es vom Sender ausgestrahlt wurde.

Mehrere WLAN-Antennen schaffen Spatial Diversity

Zudem gilt: Wenn WLAN-Signale unterschiedliche Wege zum Empfänger zurücklegen, kommen sie zeitlich leicht versetzt dort an. Seit WLAN 4 werden die unterschiedlichen Kopien des gleichen Signals am Empfänger genutzt, um ein optimales Signal zu berechnen. Bei WLAN nach 802.11 a/b/g war das noch ein großes Problem, da die dadurch hervorgerufene Interferenz die häufigste Ursache von Layer-2-Retransmissions war.

Seit WLAN 4 ist das jedoch anders. Ein Beispiel: Das WLAN-Signal könnte während einer Übertragung durch Interferenz gestört werden. Eine Kopie desselben Signals aber, welche über Umwege am Empfänger etwas später eintrifft, könnte von der lokalen Störung unter Umständen nicht betroffen sein.

Aus diesem Grund werden WLAN-Empfänger oft mit mehreren WLAN-Antennen ausgestattet. Die Antennen sind dabei mindestens eine halbe Wellenlänge (λ/2) voneinander entfernt. Während sich an Antenne 1 die Signalkopien durch eine Phasenverschiebung von 180° eventuell gerade gegenseitig eliminieren, könnten die Signalkopien aufgrund Multipath an Antenne 2 um nur 120° phasenverschoben eintreffen und sich so sogar gegenseitig verstärken. In der Fachsprache heißt das dann MIMO Diversity. Statt sich durch Multipath gegenseitig zu stören, werden die Signalkopien ab WLAN 4 dazu verwendet, das bestmögliche Signal zu berechnen. Dazu benötigt ein WLAN-Router mehrere Antennen.

Die beste Ausrichtung der WLAN-Antennen, wenn vier externe Antennen vorhanden sind

Um nun die beste Ausrichtung der WLAN-Antennen für den regulären Betrieb (Geräte haben Sichtverbindung, können aber auch weit entfernt sein) herauszufinden, habe ich die Messwerte der jeweiligen Ausrichtungsvarianten miteinander verglichen. Ein Durchschnitt der Signalstärke sowie des TCP Throughput pro Konfiguration zeigt, welche Konfiguration mit beiden Szenarien am ehesten klarkommt. Zwangsläufig wird das Ergebnis ein Kompromiss. Aber wer möchte schon die WLAN-Antennen in Abhängigkeit des Endgerätestandortes immer wieder neu ausrichten?

Ausrichtung AntennendBmTCP Throughput MBit/sBand
-46,5238,52,4 GHz
-492382,4 GHz
-44,52242,4 GHz
-452272,4 GHz
-452372,4 GHz
-43,5235,52,4 GHz
-46,52222,4 GHz
Beste Antennenausrichtung für WLAN-Router mit 4 Antennen.

Im direkten Vergleich überzeugen Antennenkonfigurationen 1 und 7. Antennenkonfiguration 1 besticht durch optimale WLAN-Geschwindigkeit auf einer Etage. Mit dieser Ausrichtungsvariante werden die höchsten Werte beim TCP Throughput erzeugt.

Fast gleichschnell, aber mit konstanterer Signalstärke im Nahbereich, ist die Antennenausrichtung nach Variante 7. Das WLAN-Signal liegt über kurze und lange Entfernungen durchschnittlich 3 dB über Konfiguration 1, wenngleich die WLAN-Geschwindigkeit nur 3 MBit/s zurückliegt. 3 dB Unterschied sind ein wertvoller Puffer, sollte das WLAN-Signal Störungen unterliegen. Dafür verzichte ich gern auf 3 MBit/s TCP Throughput!

Mein Favorit ist damit klar: Im Alltag würde ich meine WLAN-Antennen nach Variante 7 ausrichten: Antenne links, Antenne schräg links, Antenne schräg rechts, Antenne rechts.

Ist es wichtig, die WLAN-Antennen am Router auszurichten?

Es macht Sinn, die WLAN-Antennen am WLAN-Router optimal auszurichten, denn zwischen bester und schlechtester Konfiguration liegen durchschnittlich 5,5 dB Signalstärke bzw. 16,5 MBit/s TCP Throughput. In Sachen Signalstärke ist das fast ein Unterschied von Faktor 4. Aufgrund der Robustheit in Sachen Modulation wirkt sich dieser Umstand auf die Geschwindigkeit nicht gravierend aus. Ein Signalpuffer von 5,5 dB kann allerdings der ausschlaggebende Faktor sein, wenn euer WLAN durch benachbarte WLANs gestört werden.

Herstellerempfehlungen zum Ausrichten der externen WLAN-Antennen

Bleibt eine letzte Frage: Was genau empfehlen eigentlich die Hersteller von WLAN-Routern bei der Ausrichtung ihrer externen WLAN-Antennen? Ich habe mich auf die Suche begeben und vier Herstellerempfehlungen zusammengefasst.

Im Wesentlichen kommen dabei alle Hersteller auf vergleichbare Empfehlungen, wie ich sie euch basierend auf meinen eigenen Tests gegeben habe.

  • HPE Aruba empfiehlt grundsätzlich, die Antennen einfach vertikal nach oben oder unten auszurichten. Genau wie in meinen Tests wurden auch bei Aruba leichte Leistungsverbesserungen festgestellt, wenn die Antennen in verschiedenen Winkeln ausgerichtet werden (0°, +45°, -45°).
  • Netgear empfiehlt beispielsweise für seinen Nighthawk R700 eine Ausrichtung der der WLAN-Antennen wie folgt: Die mittlere Antenne sollte vertikal nach oben ausgerichtet werden, die linke Antenne sollte 45° nach links ausgerichtet werden und die rechte Antenne sollte 45° nach rechts ausgerichtet werden.
  • Juniper Networks empfiehlt die Ausrichtung der WLAN-Antennen vertikal nach oben (bei Wandmontage) bzw. nach unten (bei Deckenmontage) auszurichten.
  • TP-Link beschreibt in seinen FAQs sehr umfassend, wie die WLAN-Antennen der Router vom Hersteller ausgerichtet werden sollten. Hat der WLAN-Router nur eine Antenne, sollte sie vertikal nach oben ausgerichtet sein. Bei mehreren Antennen empfiehlt TP-Link folgendes: Wenn ihr WLAN nur auf einer Etage benötigt, solltet ihr die WLAN-Antennen vertikal nach oben ausrichten. Habt ihr mehrere Etagen, aber nicht pro Etage einen eigenen Access Point bzw. WLAN-Router, dann solltet ihr die Antennen mit einem Abstand von etwa 30° zueinander ausrichten. Bei 4 Antennen von links nach rechts also -60°, -30°, +30°, +60°.